Deutsche Gesel…-31

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Centre de recherches en histoire et épistémologie comparée de la linguistique d'Europe centrale et orientale (CRECLECO) / Université de Lausanne // Научно-исследовательский центр по истории и сравнительной эпистемологии языкознания центральной и восточной Европы



-- «Deutsche Gesellschaft für slavistische Forschung in Prag», Slavische Rundschau, III, 1931, S. 1-7.


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"...wir meinen, daß es einen Ausweg aus dem Spezialistentum der Wissenschaft im allgemeinen und der SIavistik im besonderen gibt: die freundschaftliche kollektive Zusammenarbeit einer beschränkten Anzahl von Gelehrten an einer gemeinsamen wissenschaftlichen Aufgabe, deren innere Idee von allen Mitarbeitern in gleicher Weise konzipiert ist .... Der Staat soll uns die Möglichkeit geben, den Gedanken der kollektiven Arbeit, den wir gewissermaßen privatim schon als fruchtbar erprobt haben, systematisch zum Heile der offiziellen wissenschaftlichen Arbeitsstätten auszubauen .... Wer in dieser Gemeinschaft mitgearbeitet hat, kennt den Nutzen der gegenseitigen Erleuchtung, kennt die tiefe innere Freude, die die Erlösung vom Bann der vereinsamten Individualität spendet..."
Das schrieb die Slavische Rundschau im Oktoberhefte 1929, das sie dem Ersten Kongreß der slavischen Philologen in Prag zugedacht hatte. Es kann heute, zum l. Jänner 1931, mit Freude und Dank festgestellt werden, daß dieser Plan in verhältnismäßig kurzer Zeit verwirklicht werden konnte: am 5. Dezember 1930 ist die Deutsche Gesellschaft für slavistische Forschung in Prag begründet worden. Die Gesellschaft setzt sich, wie das neu formulierte Programm lautet, die Organisierung und die Ausführung solcher Forschungsaufgaben zum Ziel, die in fruchtbarer Weise nur kollektiv, d. h. von einer Arbeitsgemeinschaft gleichgerichteter Forscher aus verschiedenen Disziplinen, behandelt werden können.
So viel ist klar: es handelt sich keineswegs um eine Akademie oder eine "Gelehrte Gesellschaft" im alten, oft auch veraltetem Begriffe der Repräsentation, der bloßen Inaugurierung und der Förderung großer wissenschaftlicher Unternehmungen oder der Drucklegung der verschiedenartigsten oft esoterischen Arbeiten. Solche Institutionen haben ihre eigene berechtigte Funktion und Aufgabe, die aber nicht schon darum, weil sie zuweilen eine Anzahl von Arbeitern zu einer Aufgabe zusammenfaßt (die bekannten "akademischen Wörterbücher" z. B.) als kollektiv bezeichnet werden dürfen. Der Irrtum läge darin — um wieder jenen Aufsatz der Rundschau Oktober 1929 zu zitieren —, daß eine mechanische summierende Arbeit noch längst keine geist-
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verbundene kollektive Arbeit ist. "Nur diese steht hier in Frage. Erzwingen kann man sie nicht, aber wo sie schon existiert, da soll man sie ausbauen." Man kann keine kollektive Arbeit, kein geistverbundenes Schaffen mehrerer Forscher durch eine wie auch immer geartete "Organisation", also künstlich, schaffen. Organisation ist kein Zauberwort, das Werte schafft. Sie kann nur Werte, die schon bestehen, auswerten, sie kann bestehende, vielleicht erst im Keim bestehende Werte veranlassen sich zu steigern, fruchtbar zu werden, Dauer und Tradition zu gewinnen.
Eine solche Arbeitsgemeinschaft, wie sie hier gedacht ist, kann sich selbstverständlich nur ganz klar bestimmte Aufgaben stellen. Sie will einer Anzahl von Fachleuten die Möglichkeit bieten, durch gemeinsame Zielsetzung der Aufgaben und unter Anwendung entsprechender Methoden, soweit sie in rein individueller Arbeitsweise nicht zu handhaben sind, gerade jene Fragen der Slavistik einer Lösung zuführen, die von einem Interesse sind, das über den Bereich der Slavistik hinausreicht, und die geeignet sind, in wechselseitiger Durchdringung der Einzeldisziplinen (also nicht nur der slavistischen!) die Bedeutsamkeit der slavistischen Forschung für die gesamte Geisteswissenschaf darzutun. Wie notwendig das ist, heute noch, zweieinhalb Jahrzehnte nach Krumbachers bekanntem (uns Slavisten, sonst niemandenl) Aufsatz über die Kulturwerte der slavischen Welt, geht auch deutlich aus Vasmers letztem Überblick über Entwicklung und Stand der slavischen Philologie in Deutschland (1) ) hervor.
Aber dies leidige Thema steht hierzulande glücklicherweise nicht zur Diskussion. Wichtiger ist in diesem Zusammenhange die Betonung von der Notwendigkeit nicht nur konkreter und fest bestimmter, sondern auch spezieller, d. h. nur durch gemeinsame Arbeit eine fruchtbare Lösung versprechender Aufgaben. Darin liegt eben der Unterschied dieser Deutschen Gesellschaft für slavistische Forschung in Prag von jeder nicht kollektiv arbeitenden anderen Gesellschaft.
Nicht jede Aufgabe eignet sich zu gemeinsamer Bearbeitung, die Wahl einer geeigneten Aufgabe hängt von gewissen örtlichen, zeitlichen und persönlichen Gründen ab. Es müssen viele Tatsachen zusammenkommen, bis sich aus freundschaftlichen Gesprächen ein bestimmtes Thema herausschält, das jedesmal, wenn
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es auftritt eine gewisse gemeinsame schöpferische Stimmung erregt; es müssen noch viele Momente dazutreten, wenn aus dieser beschwingten kollektiven Stimmung eines „kruzok" eine Arbeitsgemeinschaft als lebendiger Körper entstehen soll. Man mag sich also nicht wundern, wenn z. B. die erste der bisherigen fünf Arbeitsgemeinschaften, die folkloristische, unter anderen kleineren Aufgaben sich als Hauptaufgabe ein Thema gestellt hat, das dem Außenstehenden als gar zu speziell, dem Kenner der Sache als gar zu weit erscheinen kann. Diese Arbeitsgemeinschaft bearbeitet u. a. das slavische Volksepos im engsten Zusammenhang mit den noch lebenden oder ausgestorbenen europaischen und außereuropäischen Volksepen. Man bedenke, daß sich allein der Kreis derjenigen Volksepik, die sich mit der slavischen (südslavischen und russischen) nur räumlich berührt — von den ferner gelegenen nicht zu reden — keineswegs mit der germanischen und romanischen, albanesischcn und byzantinischen, finnischen und kaukasischen Epik erschöpft, sondern, daß wir heute dank den letzten Arbeiten der sovjetrussischen Wissenschaft außer der seinerzeit durch Radloff bekanntgemachten inner- und nordasiatischen lebenden Epik einige zwanzig neue, bisher unbekannte epische Völkerschaften kennen, deren Epik für die Prähistoric der gesamten europäischen Epik (nicht nur der slavischen) von größter Wichtigkeit ist. Man bedenke doch nur, daß die ganze altgermanische Epik ohne die gewiß nicht nur motivische Bedeutung der Hunnen undenkbar ist. Es gilt, dies ganze Material, das für eine wichtige und interessante Epoche der Menschheit (die patriarchalisch-heroische) bedeutsam ist, zusammenzufassen und ihm unter einem gemeinsamen Horizont neue Erkenntnisse abzugewinnen.
Die folkloristische Arbeitsgemeinschaft der Gesellschaft betont dabei besonders die rezitativ-rhythmische Seite der Epik (für sie steht und fällt das epische Lied als Kunstwerk mit seinem Vortrag) und richtet zu diesem Zwecke ein umfängliches Archiv von epischen Schallaufnahmen ein, deren technische Aufnahme und theoretische Verarbeitung eine der wichtigsten Aufgaben der Gesellschaft ist. Gerade aber diese Seite des Problems, die tiefer in die Prahistorie des Epos hinabführt als jede Nur-Philologie, läßt sich von einem Einzelnen überhaupt nicht bewältigen, hier ist der Philologe auf die engste Mitarbeit mit dem Historiker, dem Soziologen, dem Ethnologen, vor allen Dingen aber mit dem Musikwissenschaftler, dem Rhythmiker und dem Metriker an-
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gewiesen, und nicht nur die verschiedenen Disziplinen selber durchdringen und ergänzen sich hier lebendig, sondern auch die Schwesterphilologien (germanische, romanische, slavische, keltische, klassische, finnisch-ugrische, orientalische und afrikanische Philologie und Kulturkunde) werden zu gemeinsamer Problemstellung gezwungen, wenn sie auf die Fülle der Fragen antworten wollen, die sich sofort erheben, wenn jede einzelne einmal über ihren nationalen oder zeitlichen Rahmen hinauszutreten wagt. Die folkloristische Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Gesellschaft für slavistische Forschung hofft, daß sie noch in diesem Jahre ihren großen ersten kollektiven Band zur Erforschung des serbokroatischen Volksepos vorlegen kann, in dem die Lieder eines heutigen Sängers von den verschiedenen Disziplinen, aber unter gemeinsamer Problemstellung, und auf Grund der von den Platten übertragenen lebenswahren und lebenswarmen Rezitation aufgearbeitet werden. Daß das nur der Anfang, gleichsam ein methodisches Muster ist, ist selbstverständlich. Die Aularbeitung des epischen Balkans (serbokroatisch, bulgarisch, albanesisch, griechisch) wird fortgesetzt werden, das russische Epos und der"Ferne Osten" werden folgen und die Rückschlüsse auf Germanen, Kelten, Romanen, Kabylen und Afrikaner werden sich einstellen.
Die rhythmisch-phonologische Arbeitsgemeinschaft steht im engsten Zusammenhange mit der eben charakterisierten Abteilung. Sie soll die von der Gesellschaft verwendeten Aufnahme-und Wiedergabeapparate und die sich ihr bietendcn Gelegenlieiten benutzen, um systematisch Material für das Studium der individuellen Sprachrhythmik slavischer Dichter unter Heranziehung von Dichtern der Nachbarvölker zu sammeln und nach Möglichkeit verarbeiten. Auch hier durchdringen sich in fruchtbarer Weise Methoden, Disziplinen und individuelle Forschergaben zu einer umfassenderen und vertiefteren Einheit.
Die Arbeitsgemeinschaft für Germanoslavica pflegt das vergleichende Studium germanischer und slavischer Literatur-und Kulturbeziehungen und gibt gemeinsam mit dem Slavischen Institut in Prag die Vierteljahrsschrift "Germanoslavica" vom Jahre 1931 ab heraus. Diese Arbeitsgemeinschaft ist gegenüber den beiden ersten eigentlich mehr eine Werk- und Redaktions-gemeinschaft als eine selbsttätige Forschungsgemeinschaft. Sie veröffentlicht daher auch keine kollektiven Arbeiten im eigentlichen Sinne, wie es die folkloristische Arbeitsgemeinschaft mit ihren epischen Untersuchungen beabsichtigt, sondern sie hat mehr
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die Aufgabe zu den Studien anzuregen, die ihre Bezeichnung umschreibt, und diese zu fördern. In diesem Sinne hat sie u. a. die Anregung gegeben, in einem Sammelbande "Hegel und die Slaven", der zum Heo-eljubilaum erscheinen wird, die bedeutsame Rolle darzustellen, "welche Hegels Philosophie im geistigen Leben der verschiedenen slavischen Völker spielt.
Ähnlich ist die Arbeitsgemeinschaft "S lavische Rundschau" bestellt. Auch sie ist ein erweitertes Redaktionskollegium, das die Zeitschrift in dem Sinne und der Art weiterführen wird, wie das in den beiden abgeschlossenen ersten Jahrgängen der Fall war. Die Zeitschrift selber wird mit der vorliegenden Nummer auf ihrem Titelblatt dem Einbau in die Deutsche Gesellschaft für slavistische Forschung Rechnung tragen.
Hatte die Abteilung Germanoslavica mehr forschungs-fördernde als forschende Aufgaben — dient die "Slavische Rundschau" einer informierenden und kritischen Berichterstattung über das moderne geistige Leben der slavischen Völker in publizistischem Gewände und mit dem bewußten Ziele einer aktuellen Kulturvermittlung — hat ebenfalls die fünfte und letzte Arbeitsgemeinschaft, die hier zu erwähnen sein wird, eine im wesentlichen berichtende, Erkenntnisse vermittelnde Aufgabe, so stehen doch alle drei eben genannten Abteilungen im unmittelbaren Dienste einer kollektiven und verbindenden Idee: der wechselseitigen Durchdringung und Erhellung der Einzeldisziplinen. Tätige Forschung in den ersten beiden Abteilungen, mittelbare Förderung und Ermöglichung von Arbeiten und Arbeitsmethoden, welche die Einzeldisxiplinen miteinander verbinden und vor dem Spezialismus bewahren können, in den drei letzten Abteilungen.
Die Arbeitsgemeinschaft für "Forschungsberichte der slavischen Wissenschaft" verfolgt die Fortschritte der geisteswissenschaftlichen Disziplinen in der Wissenschaft der slavischen Völker (also nicht nur der Slavistik!) und gibt alljährlich in einem Rande einen Überblick über die Fortschritte dieser Wissenschaften. Hier stehen diejenigen an erster Stelle, die einer allgemeinen Landeskunde der slavischen Völkerräume dienen: Geschichte im weitesten Sinne, Philologie und Literaturwissenschaft, Kunstwissenschaft, Musikwissenschaft, Ethnologie, Geographie, Anthropo-geographie, Anthropologie usw. Die Gemeinschaft beginnt ihre Veröffentlichungen mit den,,Fortschritten der russischen Wissenschaft". Nach Maßgabe künftiger Mittel und Arbeitskräfte sollen diese Publikationen auch auf die Fortschritte der Wissenschaft in anderen slavi-
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schen Ländern ausgedehnt werden. Das Ziel der ganzen Bemühungen ist: der deutsch lesenden wissenschaftlichen Welt alljährlich ein übersichtliches Bild von den Fortschritten derjenigen Disziplinen auf slavischem Boden zu geben, deren neue Erkenntnisse die europäische Wissenschaft braucht, um ihr eigenes Weltbild gewissenhafter, richtiger, vollständiger und farbiger zu zeichnen als es ihr ohne Kenntnisnahme der Wissenschaft bei den Slaven möglich ist.
Der Gesellschaft wurden von den slavischcn Seminaren und Proseminaren der Deutschen Universität in Prag (Prag I, 606) Arbeitsräume und ein großer Raum für die Bibliothek der Gesellschaft zur Verfügung gestellt. Zusammen mit der Bibliothek der genannten slavischen Seminare wird die Bibliothek der Gesellschaft in kurzer Zeit die Stadt Prag um eine wertvolle und bequeme Studien-bibliofchek bereichern, zumal sich einige Mitglieder der Gesellschaft erboten haben, ihre eigenen Studienbibliotheken katalogisiert und geordnet in den Arbeitsräumen der Gesellschaft aufzustellen.
In diese Bibliothek der Gesellschaft werden auch diejenigen Werke und Zeitschriften Eingang finden, die die Gesellschaft im Austauschverkehr mit anderen wissenschaftlichen Gesellschaften oder im Austausch gegen die "Slavische Rundschau" erhalt.
Man sieht: die Deutsche Gesellschaft für slavistische Forschung in Prag unterhält eine Werkstätte der Slavistik. Jegliche Repräsentation liegt ihr fern. Daher kennt sie, obwohl sie die Bezeichnung aus technischen Gründen beibehalt, eigentlich keine "Mitglieder", sondern nur Mitarbeiter. Das heißt: sie hat überhaupt nicht die Möglichkeit, Persönlichkeiten der Wissenschaft, um diese oder um sich selber durch diese zu ehren, zu ordentlichen oder korrespondierenden Mitgliedern zu ernennen. Mitglied der Gesellschaft kann nur ein tätiger Mitarbeiter sein, der unmittelbar an den Arbeiten der Gesellschaft teilnimmt, und zwar ordentliches Mitglied, wenn er, auf dem Boden der Cechoslovakischen Republik wohnhaft, an den Arbeiten und Sitzungen tätigen Anteil nimmt, korrespondierendes Mitglied, wenn er außerhalb der Republik wohnt und tätigen Anteil an den Arbeiten der Gesellschaft nimmt. Es ist auch in den Anfangsstadien der Geschichte der Gesellschaft vorgekommen, daß sich Prager Gelehrte zu gemeinsamer Arbeit mit auswärtigen Gelehrten im Auslande auf einige Zeit getroffen haben: denkwürdige Erlanger Tage, an denen die Idee der Gesellschaft zum erstenmal praktisch erprobt wurde.
Eine solche Werkstätte braucht Meister und Lehrlinge, Arbeiter und Vorarbeiter. Auch wir in Prag haben Grund zu der
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Klage über einen mechanisierten Universitätsbetrieb, über einen nicht zu dämmenden Andrang von Brotstudenten zum "Studium", zur "Lehre" und zum "Lernen" samt den obligaten Staatsprüfungen, aber wenig Neigung oder Begabung der studentischen Masse zur produktiven Forschung. Das ist heute in der ganzen Welt so. Am meisten leiden darunter die Ausnahmen unter den Studierenden, die den Willen und die Begabung zur Forschung besitzen aber wegen der Überfüllung der zur "Vertiefung des Lehrstoffes" bestimmten Seminare und wegen der Mechanisierung des Studien- und Prüfungsbetriebes nicht voll zu jener Ausbildung kommen, die wir vor dem Kriege von unseren akademischen Lehrern erhielten. Hier öffnet die Deutsche Gesellschaft für atavistische Forschung ihre Werkstatt strebenden und qualifizierten Studenten, die im engsten Zusammenhange mit den ordentlichen Mitgliedern unmittelbar, wenn auch zunächst nur als Hilfsarbeiter, au den verschiedensten Arbeiten der Gesellschaft teilnehmen können, zumal an den epischen, den rhythmisch-phonologischcn und den germanoslavischen Abteilungen. Andererseits werden die ordentlichen und korrespondierenden Mitglieder, die nicht lehramtlich an der Deutschen Universität tätig sind, durch Vorträge und Kurse im Rahmen der Gesellschaft zur verbreiterten und vertieften Ausbildung der deutschen slavistischen Studenten beitragen. So bildet die Gesellschaft eine Übungszelle, in der der so notwendige wissenschaftliche Nachwuchs Gelegenheit zu tüchtiger Ausbildung durch deutsche und slavische Gelehrte finden kann.
In einer Zeit, wo in Reichsdeutschland allerhand Klagen über die geringe Beachtung der slavischen Welt durch die deutsche Öffentlichkeit und der Slavistik durch die einzelnen deutschen Landesregierungen laut werden, ist die Gründung der Deutschen Gesellseliaft für slavistische Forschung in Prag ein besonderes Symptom. Wir Deutsche im slavischen Auslande wissen eben, worum es geht. Und daß uns bei diesen Bestrebungen von slavischer amtlicher und privat-kollegialer Seite Sympathie entgegengebracht wird, beweist nur das eine: daß die slavische Welt ein großes Interesse daran hat, die europäische und besonders die deutsche Wissenschaft instand zu setzen, über eben diese Welt (mit Rußland zusammen die "halbe Welt"!) fruchtbar zu arbeiten. Wir werden diese Chance nicht versäumen!

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(1) Aus fünfzig Jahren deutscher Wissenschaft, Friedrich Schmitt-Ott dargebracht. Berlin 1930. Dr. Gruyter. (zurück)


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