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Centre de recherches en histoire et épistémologie comparée de la linguistique d'Europe centrale et orientale (CRECLECO) / Université de Lausanne // Научно-исследовательский центр по истории и сравнительной эпистемологии языкознания центральной и восточной Европы


-- Edgar GLÄSSER (Heidelberg) : «Das Weltbild des indogermanischen Satzbaues, Wörter und Sachen, Band I, Heft 2, 1938, S. 94-115.

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„Man lauft aber auch Gefahr, die verschiedenen Zustände der menschlichen Gesellschaft unrichtig zu würdigen. So wird der Civilisation und der Cultur oft zugeschrieben, was aus ihnen durchaus nicht hervorgehen kann, sondern durch eine Kraft gewirkt wird, welcher sie selbst ihr Dasein verdanken."

W. v. humboldt, Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues (Ausg. Wachsmuth, 8. 17.)

 

Wie schon in seiner „Sprachtheorie" so auch in den Travaux du Cercle linguistique de Prague 6, S. 10, bezeichnet Karl bühler die „Beziehungsgefüge" des Satzbaues als „Weltanschauungsfrage im primären Wortsinne". Auch Eduard hermann spricht von der eigentümlichen „Weltansicht" des verbalen Satzes des Indogermanischen und er weist darauf hin, daß dem unbefangenen Sprecher diese „Weltansicht" als solche kaum bewußt wird, ,,weil wir immer so sprechen und es in den verwandten Sprachen ringsumher entweder genau so oder doch recht ähnlich antreffen" (Gött. Gel. Anz. 1937, SS- 4ff). In der gleichen Erkenntnis hebt einmal Hermann güntert die Bedeutsamkeit der Vergleichung in der Spracherkenntnis hervor: «In der Lautauswahl, in der Wortbildung und Wortfügung kommt die Sinnesart und der Charakter eines Volkes zum Ausdruck. Wir empfinden das innerhalb der idg. Sprachwissenschaft deswegen weniger, weuil wir hier nur verwandte Sprachen desselben Typus vor uns haben, bei denenzwar durchaus Unterschiede im einzelnen herrschen, die aber doch alle demselben Grundtypus angehören. Sobald man Sprachen eines ganz anderen Baus, z. B. eine Bantu-Sprache, bloß nach ihrer Struktur hin vergleicht, wird dieser Ungeheure Unterschied in der Veranlagung und Denkart zwischen den einzelnen Rassen und Völkern deutlich (Worter und Sachen XII, S 389).

Einer der denkwürdigsten Versuche, die jemals zur Unterscheidung und Würdigung der Verschiedenheiten im geistigen Aufbau der Sprachen der Menschheit angestellt worden sind, wurde den auch in der Tat durch die Vergleichung verschiedener Sprachtypen gewonnen: Franz Nikolaus Finck schied aud Grund der im Aussagewort vorwaltenden Auffassungsweise des Geschehens die Sprachen nach solchen mit Tatverben und solchen mit Empfindungsverben.

Finck hat diese Unterscheidung etwa inseinem unschätzbaren Wrkchen «Die Haupttypen des Sprachbaus» (S. 13f. u. 35) ausgeführt : in einem Satz wie z. B. er geht nach Hause werde der Vorgang als Tat gefaßt, nicht etwa als Empfindung — eine Unterschei-
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düng, „die nicht überflüssig ist, da das uns so selbstverständlich Erscheinende durchaus nicht für die ganze Welt gilt." „Der Verschiedenheit der nervösen Leitungsbahnen entsprechend, die zum Teil zentrifugal oder motorisch, zum Teil zentripetal oder sensorisch sind, lassen sich die in der Wirklichkeit verlaufenden Vorgänge zu zwei Gruppen vereinigen; es findet entweder eine Bewegung statt, die sich meist als eine von uns ausgehende Handlung oder Tat darstellt, oder eine von außen an uns herantretende, aus Empfindungen bestehende Wahrnehmung." — So stelle etwa das Grönländische die Vorgänge nicht, als Tat, sondern als Empfindung dar: ,,etwas, was man hört, nicht als eine von dem Wahrnehmenden ausgehende Handlung, sondern als ein diesen berührendes Ertönen oder Erklingen", und zwar bringt es ,,diese im gegebenen Falle durchaus sachgemäße Auffassung auch in allen anderen zum Ausdruck. Wie man also im Deutschen die sachgemäße Ausdrucksweise ich töte ihn derart verallgemeinert hat, daß man auch sagt ich sehe ihn und fast ausnahmslos so redet, geht man im Grönländischen von dem Typus mir erscheint aus und überträgt diesen auf alle anderen Fälle, ein ich töte ihn als er stirbt mir, ein ich werfe es fort als es fliegt mir fort auffassend und »so weiter."

Wenn finck hier sagt, daß man im Deutschen (bezw. Indogermanischen) fast ausnahmslos im Tat-Typus rede, so fragt man sich, was für solche ,,Ausnahmen" wohl überhaupt in Betracht kommen. Es dürfte nun offenbar nicht fehlgehen heißen, wenn wir in den Ausnahmen vom Tat-Typus in unseren Sprachen die Impersonale Aussageweise erkennen zu sollen meinen. Damit wäre freilich die Frage verbunden, ob also die Unterscheidung von Tat-und Empfindungsverbum nicht allein für die Verschiedenheit indogermanischer und nicht-indogermanischer Sprachen zu gelten hätte, sondern darüber hinaus ein ähnlicher Unterschied auch den geistigen Aufbau der verbalen Aussage innerhalb des Indogermanischen selbst als maßgeblicher Gestalt- und Abhebungsgedanke durchdringt ? Denn um eine innere Verschiedenheit handelt es sich ja gewiß bei dem Nebeneinander von impersonaler und persönlicher Aussage, um offenkundige Scheideformen der Aussage im indogermanischen Sprachgeist.

Wie die Dinge liegen, erhebt sich — sofern die Zuordnung der FINCKschen Unterscheidung zu den Scheideformen der idg. Aussage zulässig erscheint — die weitere Frage nach dem geschichtlichen Gegenseitigkeitsverhältnis dieser Scheideformen; diese Frage aber ist wieder aufs engste verknüpft mit der entscheidenden Frage nach dem Ursprung der geistigen Verschiedenheit, auf welche diese Scheideformen zurückzuführen sein mögen. Diese drei Fragen begleiten die sprachwissenschaftliche Versenkung in das eigentümliche Wesen dieser Erscheinung, ihre gemeinsame Beantwortung erst vermöchte etwas auszusagen über den schöpferischen Vorgang, der in ihr zum Nieder-
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schlag gelangt ist und über die Art des Menschentums, dessen Geist sich in jener Schöpfung offenbarte.

Die Frage nach dem Woher der Ausbildung der Scheideformen in der indogermanischen Aussage ist eben untrennbar verbunden mit derjenigen nach dem eigentlichen Wesen der entsprechenden Erscheinungen. Keine der beiden Fragen kann ohne Berücksichtigung der ändern befriedigend gelöst werden und beide erfüllen ihren vollen Sinn erst mit der Erkenntnis nach dem geschichtlichen Verhältnis der Scheideformen. Sind diese verschiedene Antworten, die ein in sich gleichartiges Menschentum auf verschiedene Schicksalsfragen gab — sind sie Antworten auf im Grunde gleiche Schicksalsfragen, die verschiedener Geistesartung gestellt waren?

Es bestünde noch eine dritte Möglichkeit, nämlich die, daß der Unterschied bloß im geschichtlichen Gegenseitigkeitsverhältnis der Scheideformen der Aussage im Idg. läge, daß also dieser Unterschied zurückzuführen wäre auf eine geistige Entwicklung innerhalb einea und desselben Kontinuums menschlicher Geistesart.

Diese Möglichkeiten im Blicke und sie zu unterscheiden, kann ea in unserer Untersuchung vor allem nur um jene Seite der Erscheinungen gehen, die eben im üblichen Sprachgebrauch und im Redeverkebr des Sprechens weniger empfindbar und kaum beachtet ist (vgl. die eingangs angeführten Worte günterts und hermanns). Unser Anliegen ist also die Erkenntnis der grammatischen Form im Sinne W. v. humboldts, wie er deren verhältnis zum Denken etwa in der großen Abhandlung „Von dem grammatischen Baue der Sprachen" herausgearbeitet hat (W. v. humboldts Gesammelte Schriften, Akademie-Ausg, VI/2, 1907. S. 337-487; vgl. z. B. S. 349ff.): „Die Form der Grammatik ist zwar mit der Form des Denkens in der Rede innig verbunden, da der Satz, das Element der Periode, immer die Aussage eines Gedachten ist… Wie die Sprache, als Versinnlichung des Gedankens, außerhalb des menschlichen Geistes, eine Welt einzelner Wörter, durch Laute gestempelter Begriffe, den Gegenständen gegenüberstellt, ebenso schafft sie eine, nur aus ihr entspringende und nur ihr angehörende Andeutung der Gedankenverknüpfungen, und die Andeutung, in der Einheit ihrer unendlichen Mannigfaltigkeit aufgefaßt, ist die Grammatik. Die Sprache tritt hier ganz eigentlich in ihrer nur ihr angehörenden Wirksamkeit auf." Diese nur der Sprache — dieser allerdings nur als stellvertretender Form eines jeweils artbestimmten menschlichen Geistesverhaltens — eignende Weise der Ausformung bezeichnet denn dasjenige, was wir Weltanschauung oder die Weltansicht eines Sprachtypus nennen. Seitdem der von A. Meillet geprägte Begriff der ,,grammaticalisation" in Umlauf gekommen ist, wird nun freilich mitunter die Feststellung der Gramatikalisierung von Spracherscheinungen gegen die Erforschung von deren Ursprungsgehalt und Eigenwert gewendet. dabei wird doch
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der Begriff der grammaticalisation selbst hinfällig, wenn man die Frage nach dem, was eigentlich „grammatikalisiert" wurde, allzu angelegentlich verwehrt I Wir halten uns in dieser Frage an die klärende Erörterung von E. wimkler „Über Sprachbetrachtung" (Zeitschr. f. franz. Sprache u. Lit. Bd. LX, S. 430ff.).

humboldt ist unmittelbar im Anschluß an die vorstehenden Äußerungen darangegangen, seine Ansicht an Beispielen zu erhärten und es ist höchst willkommen, hier gleich humboldts Darlegung über die grammatische Form des Verbums erfahren zu können (a. a. 0. S. 35l): „Das Verbum ist das Verbindungsmittel des Satzes, der Aus­druck für die ideale Bewegung, durch welche das Subjekt das Prädikat mit sich verbindet, oder von sich absondert. Das Substantivum ist das Zeichen der Sprache für die Substanz, der Ursprung oder das Ziel der Bewegung, der Träger der Eigenschaften. In beiden ist dies die wahre und reine grammatische Ansicht. Allein es kann sich auch in der Spra­che eine andre damit verbinden. Man kann auf materieJIere Weise die Redetheile als Bilder der Wirklichkeit ansehen, das Verbum als Zeichen wirklicher Handlung, das Substantivum als Ausdruck eines selbständigen Gegenstands. Diese Ansicht ist der grammatischen fremd, nicht aus der Sprache genommen, nicht auf ihre Zwecke berechnet. Wo das Verbum in einer Sprache, wo und wie es erscheinen mag, überall eine bestimmte, es von allen andren Redetheilen absondernde Form hat, herrscht die rein grammatische Ansicht, es gilt nur als Verbindungsmittel des Satzes; ob es eine wirkliche Handlung darstellt oder nur durch die Sprache selbst zum Verbum gestempelt ist, verschwindet in der bloß grammatischen Auffassung."

Diese grammatische Auffassung des Verbums ist die unmiß-bare Voraussetzung für eine Fragenstellung, wie wir sie für unser Erkenntnisziel umschrieben haben. Denn nur im Hinblick auf die (ungrammatikalisierte) ursprüngliche geistige Schöpfung des verbalen Denkens können wir sinnvoll nach den menschheitsgeschichtlichen und kulturhistorischen Zusammenhängen fragen, die zu der Ausbildung jener bedeutsamen Scheideformen geführt haben mögen. Und dies ja ist die weittragende Bedeutsamkeit aller Arten von Scheideformen im Sprachlichen, daß wir gerade in den Grenzen ihrer gegenseitigen Beziehungen die über sie hinausweisenden Antriebe erkennen zu können hoffen, welchen sie ihr unveräußerliches geistiges Gepräge verdanken. An Scheideformen der Sprache wird wie nur irgendwo daher der letzte Sinn aller Wörter- und Sachen-Forschung offenbar: hinter Wörtern wie hinter Sachen steht der menschliche Geist, der Geist schlägt nicht nur und allein Brücken zwischen Sache und Wort,die Sachen selbst werden erst vom Geist im Worte „artikuliert" und er­halten mitunter nur dadurch Sitz und Stimme in der Welt, die in der menschlichen Geistesart bedingte Sprachgesinnung fällt die Entscheidung in den Zusammenhängen von Wörtern und Sachen.

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Im Falle der Scheide formen innerhalb der indogermanischen Aussage spitzt sich diese Entscheidung auf die Frage hin zu, wie „Tat-" und „Empfindungs"-Gesinnung das Verhältnis von persönlichem und impersonalem Typus des Verbums bestimmen mögen.

delbrück stellt im Grundriß fest, mit den Mitteln der empirischen Sprachforschung lasse sich das historische Verhältnis der beiden Typen nicht bestimmen. Immerhin entwirft er die folgende Entwicklungsmöglichkeit: es hätte ursprünglich z.B. geheißen die Nacht wird hell, dann sie wird hell, „und endlich, als die Vorstellung des Subjekts immer mehr verblaßte, es wird hell." In einer solchen Aufstellung scheint also Delbrück die an das Subjekt gebundene Verbalaussage als Voraussetzung zu betrachten, indem er die unpersönliche überhaupt nur als eine verblaßte Abart von jener deutet. Die im Zusammenhang damit von delbrück angestellte Erwägung: — die beiden Ausdruckstypen könnten ursprünglich nebeneinander bestanden haben, wobei die subjektbezogene Verbalaussage der gehobenen, die andere der sprachlichen Unterschicht angehört haben sollte — scheint kaum zwingend; sie ist aus der gleichen Voraussetzung von der Vorgegebenheit des Subjekt-Typus abgeleitet, ohne eben überzeugende innere Logik der Annahme. Denn offenbar hätte dann die Unterschicht eine gleichsam von Haus aus „verblaßte" Spracherscheinung entwickelt. Abgesehen von diesem Widerspruch hat aber die Auffassung, daß die unpersönliche Ausdrucksweise eine verblaßte Entwicklung der persönlichen darstellen solle, überhaupt wenig Wahrscheinlichkeit.

Es wäre eine andere Frage, ob die stilistische Bemerkung Delbrücks — über die Gehobenheit des persönlichen Typus — freilich nicht eine andere Erklärung finden könnte. Wenn an dieser Beobachtung etwas Zutreffendes sein mag, so könnte es sich vielleicht eher noch um eine im Lauf der Entwicklung gewonnene, um nicht gar zu sagen erarbeitete Errungenschaft der Sprache handeln; es wäre dann wahrscheinlicher, daß der Subjekt-Typus als stilistisch höhere eben deshalb auch eine spätere Entwicklung darstellte. Dazu könnte manches stimmen, was die Sprachbetracbhtung vor den Junggrammatikern (die neuerdings wie andere auch etwa HIRT nachdrücklich gewürdigt hat) über den sogenannten prälogischen Charakter (—wie man nachmals für dergleichen zu sagen pflegte—) am Impersonale beobachtete und vermerkte. So Mistelli oder Franz Miklosich, der in seiner auch heute noch im Stoflichen wie in der Betrachtungsweise lebendigen Schrift ,,Subjectlose Sätze" (Wien 1883) zur Deutung des Unterschiedes von es rauscht gegenüber der Bach rauscht das folgende bemerkt : ,,Dagegen wird behauptet, in es rauscht liege ein primitives, kein völlig entwickeltes Urteil, überhaupt nicht das vor, was die Logik streng genommen ein Urteil nennt" (S. 21). (Auch F. Schröder, Die Subjectlose Sätze, Gymn.-Progr.
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Gebweiler 1889, dessen kleine Schrift trotz der tiefen Durchdrungen-heit von der damaligen Sprachlogik viel Beobachtungsschärfe verrät, ist von der Ursprünglichkeit der impersonalen Aussage überzeugt.)

Greift man diese von F. v. miklosich angedeutete Beziehung des Impersonale zum persönlichen Aussagetypus im Lichte der Logik auf, so muß man sagen, daß die Denktätigungen des Urteils ohne das Subjekt und das Prädikat tatsächlich undenkbar sind, wie denn die Geistesgeschichte lehrt, daß die Herausbildung des logischen Urteils im abendländischen Denken mit einem gewissen Anteil des hochentwickelten Sprachbaues geschaffen wurde (vgl. E. Hoffmann, Die Sprache und die archaische Logik, S. 33 ff.). Auf jeden Fall sind die sprachlichen Erscheinungen als geschichtlich gewordene Gebilde von den, jeder geschichtlichen Wandlung entrückten Geltungen der logi­schen Gesetze streng zu unterscheiden. Wenn H. schuchardt, Anthropos IX, 341 zweigliedrige Aussagesätze wie das Feuer brennt als „die ursprünglichsten Urteile, die ersten logischen Äußerungen" betrachtet, so heißt dies wohl nur, daß das Aufkommen derartiger Aussagesätze die Voraussetzung für die spätere Betätigung der Logiker bildet, die mit den umwälzenden Lehren Platons das logische Denken als Verbindung eines Subjekts mit einem Prädikat schufen. Bedenklich erscheint die sprachliche Fassung, wenn W. havers, Handb. d. erkl. Syntax, diese ScHUCHARDTsche Ansicht in dem Sinne umschreibt, daß die ,,Logik" „auch schon im Uranfänge bei der Entstehung der Redeteile tätig" gewesen sei (S. 35). Der geistesgeschichtliche Vorgang droht in sein Gegenteil verkehrt zu werden, wenn es — anstatt: mit den zweigliedrigen Äußerungen im Sprachlichen waren die ersten Ansätze der abendländischen Urteils-logik vorhanden — heißt, die Logik und das Urteil wären im Uranfang bei der Entstehung der Redeteile als solcher wirksam gewesen.

Freilich erfährt gelegentlich die zeitlose und ideale Geltung der Gliederung des rein logischen Urteiles seitens der Grammatik eine Vergegenständlichung, durch eine Verirrung der Stofflichkeit werden diese (für die Logik a priori vorgegebenen) Kategorien auf die ganz anders gearteten sprachlichen Erscheinungen übertragen und sogar weitgehend veranschaulicht. Im Gegensatz zu solchen Ansichten be­trachtet es E. winkler (Grundlegung der Stilistik S. 72, §41) als eine geschichtlich entwickelte Denkgewohnheit, wenn in vielen Spra­chen beim Impersonale die Subjektsetzung erfolgt: „Nur repräsentiert das Pronomen hier eher einen bloßen Subjektswert als eine mate­rielle Subjektsetzung (denn alle die anthropomorphisierenden und ähnlichen Deutungen des ,es1 sind haltlos)."

Wenn nun kürzlich Kurt stegmann von Pritzwald in einem Auf­satz in der Zeitschrift „Volk im Werden" (4, S. 420) die Fügung zcöb Sev für „besseres Indogermanisch" erklärt hat als die Impersonale Entsprechung, so erhebt sich die Frage nach den historischen und
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anthropologischen Bedingungen einer solchen Wertung. Vor allem dürfte da die Wahrscheinlichkeit des höheren Alters des einen oder des ändern Typus die sprachgeschichtliche Voraussetzung für kulturgeschichtliche und Völker- und rassenpsychologische Folgerungen sein.

Nun gliedern sich die Möglichkeiten des Aussagens im indoger­manischen Satz in dreifacher Weise auf: außer der Möglichkeit des zweigliedrigen Aussagesatzes besteht noch die rein nominale oder die rein verbale Aussage. Eine Frage für sich ist das Verhältnis dieser drei Möglichkeiten zueinander. Wir versuchen nunmehr, in den gröbsten Umrissen die aprachgeschichtliche Möglichkeit einer jeweils besonderen Entstehung des rein nominalen und des rein verbalen Aussagens zu umschreiben. Weiterhin versuchen wir dann aufzuzeigen, ob sich die zweigliedrige Aussage nicht vielleicht als eine Zusammenschaltung der nominalen und verbalen Aussage verstehen ließe, deren Entwicklung für das geschichtliche Verhältnis dieser beiden Aussageweisen bestimmte Aufschlüsse bieten könnte.

Zunächst also das Nomen: die dem neuzeitlichen Sprachgefühl im allgemeinen recht wesentlich erscheinende straffe Bindung an ein aus­sagendes Verbum ist unzweifelhaft nicht ursprünglich bedingt, sondern sie ist im Wesen eigentlich recht lose und locker. In diesem Zusammenhang sind die neueren Erwägungen über den Nominativ bemerkenswert, so viel Hypothetisches mit derartigen Betrachtungen über vorgeschichtliche Erscheinungen verknüpft ist. So entwickelt A. debrunner in seiner Abhandlung „Lautgesetz und Analogie1' (Indogerman. Forschungen LI, S. 289/90), die noch mehr behandelt als der Titel versplicht, etwa folgende Aufstellung: Obwohl debrunner sich bewußt bleibt, nur Vermutungen zu äußern, hält er es doch nicht von vornherein für ausgeschlossen, daß es so etwas wie eine l»rundbeziehung des Nominativs gebe. Das Wesen dieses „Kasus" erkennt debrumner überzeugend darin, kein Kasus zu sein, wie sich aies auch in der bezeichnenden Benennung Casus indefinitus kundtut. Diese Auffassung nähert sich deutlich der von H. hirt in seinem Handb. d. Urgerm., 3. T., Syntax, vertretenen Theorie. debrunner führt eine Vereinheitlichung der von E. Hermann getrennt aufgefaßten Funktionen des Nominativs durch, nämlich 1. des Nominativs als Subjekt, 2. Prädikat, 3. Anrede — Anruf : zunächst wäre der Stamm casus indefinitus (so noch später im Stammkompositum und im Vokativ, auf die Bahuvrīhi-Komposition, die ,,Dickkopf-Zusammensetzung", verweist so auch Hirt, a. a. O., S. 159, § 150); dann bildete sich der Gegensatz casus activus und casus inactivus aus (Endung -s : -m); dieser Gegensatz wurde grammatikalisiert zum Gegensatz Subjeksnominativ — Objektsakkusativ, ,,so daß der Nom. der Kasus der — zunächst immer noch beziehungslosen — Themasetzung und der Benennung schlechthin wurde. Das entspricht grundsätzlich der von Hirt (a. a. O., S. 45) dargestellten Entwicklung.

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(debbunner scheint auch seinerseits nicht nur eine logisch-psychologische Vereinheitlichung vornehmen zu wollen, sondern darüber hinaus an eine dementsprechende historische Entwicklung zu denken, da er S. 289 sagt, ihm scheine „eine geschichtliche Verbindung der drei Arten nicht so schwer zu sein", S. 290:,,... die drei Nominativformen… lassen sich historisch und auch psychologisch — unter die Formel ,Kasus des Themas' vereinigen.") Hier würde dann hirts Lehre vom syntaktischen Wechsel des Nominativs und Akkusativs (a. a. 0., S. 47) bedeutsam. Die alte Theorie von der idg. Hetero-klisie erscheint hier erneuert. Daß die idg. Funktion des Akkusativs stets so weit war, deutet neuerdings auch 0. beke, Zur Kasuslehre des Finnischugr. u. Idg. an (Idg. Forschungen 46,1928, 243), der auch auf delbrück 1,187 verweist. Vgl. auch brugmann, KvgIGr. § 860, l, Anm.: „In einem gewissen Sinn wird daher Uhlenbeck recht haben, wenn er IF 12,170 sagt, in einer weit zurückliegenden Periode des Uridg. habe es keinen Nom. und Akk., sondern einen Aktivus und Passivus gegeben." Vgl. auch etwa noch H. sköld, der IF 47, 363L pedersens Annahme (Kuhns Zschr. 32, 267) einer vorgeschichtlichen Deklination mit zwei Kasus, einem rectus und einem obliquus, anführt, oder noch hans schnorr v. carolsfeld, IF LII, S. 8). Die ganze Frage wird dann gerade beim Verbum besonders wichtig.

Um zunächst noch beim reinen Nomen zu verweilen, hat hier zumal der kopulalose Nominalsatz besondere Bedeutung. debrunner kommt denn auch auf diesen zu sprechen, der nach ihm ,,bedeutet die gleichsetzende Nebeneinanderstellung zweier Themata: viel Feind — viel Ehr, ein Mann — ein Wort; der Prädikatsnominativ ist also ursprünglich mit dem Subjektsnominativ identisch, und die drei Nominativformen… lassen sich historisch — und auch psychologisch — unter die Formel ,Kasus des Themas' vereinigen." Daß es sich bei derartigen Nominalsätzen um ursprüngliche Gebilde handelt, ist eine weitverbreitete und offenbar begründete Ansicht; vgl. H. paul, Prinzipien S. 101; F. N. finck, Der angebl. pass. Charakter d. trans. Verbs, Ztschr. f. vgl. Sprachforschung 41, S 267; G. neckel, IF21, S. 191; L. L. hammerich, Nexus; Subjekt und Objekt, Aktiv und Passiv, A grammat. misc. off. to Otto Jespersen ... 1930, S. 303; H. ammann. Die menschliche Rede II, S. 89, 116, 120; k.bühler, Sprachtheorie 368 u. Fn.; J. ries, Was ist Syntax2, S. 151; H. hirt, Urgerm. Syntax S. 159, § 150; F. neumann, Husserlfestschrift 1929, S. 311. Was das Alter der Erscheinung betrifft, so war ries anscheinend der einzige Forscher, der diese Nominalsätze nicht als ursprünglich anerkennen wollte (a. a. 0.); er meinte, es handle sich bei dieser Erscheinung überhaupt nicht um einfache, elementare Produkte frühester sprachschöpferischer Tätigkeit, sondern um echte Kunstprodukte, in denen man die Verwendung einer ganzen Blumenlese von stilistisch-rhetorischen und poetischen Kunstmitteln nach-
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weisen kann. Nun ist es aber keineswegs begründet, daß diese Kunstmittel - deren ries eine stattliche Fülle aufzählt (Parallelismus, Anaphora, Ellipse, Alliteration, mehrere Arten des Reims, Bildlichkeit des Ausdrucks, episch-grammatische Zuspitzung usw.) — das hohe Alter dieser Gebilde ausschließen müßten, wie denn ries selbst unmittelbar im Anschluß an diese Aufzählung mit Recht daran erinnert, daß solche „Sprüchwörter und sententiösen Aussprüche" gewöhnlich eine lange Geschichte hinter sich haben! So schließt er doch in dem Sinne, im Gegensatz zu welchem er begonnen hatte.

Hätten wir somit das reine Nomen als Aussage kurz betrachtet, so fassen wir nunmehr das reine Verbum ins Auge. Zur Erklärung des absoluten Verbums hat sich die Impersonalientheorie von th. siebs (Kuhns Zeitschr. 42, 253) als besonders fruchtbar erwiesen, wonach das Impersonale zunächst ein Verbalabstraktum darstellte, das erst im Laufe der Entwicklung in das verbale Personensystem eingereiht wurde. Neuerdings hat hirt, der aus der durchgreifenden Deutung des Ausbaues des indogermanischen Verbums in finite Formen und den Infinitiv zum wesentlich gleichen Ergebnis gelangt, sich siebs angeschlossen in der Auffassung, daß das Impersonale eine Ausdrucksweise, herstammend aus einer Zeit, darstelle, die unsere Scheidung des nominalen und des verbalen Begriffs noch nicht besaß. Und so erklärt denn hikt, a. a. 0., S. 162) ausdrücklich: „Ich halte auch den unpers. Typus es regnet bei den Indogermanen für älter als Ζεὺϛ ὕει".

hirt ist demnach von der ürsprünglichkeit des subjektlosen Aussagetypus überzeugt, so wie es etwa auch miklosich war, der in seiner Impersonalienschrift seine Ansicht etwa benfey gegenüber verficht, die er S. 13f. der Kritik unterzieht.

Begnügen wir uns für unseren Zusammenhang mit diesen Ver­tretern von der Ursprünglichkeit des subjektlosen Typus und stellen wir die Frage nach den Folgerungen für den Stilwert des indogermanischen Satzbaues, so tritt zweifellos die Überzeugung von der Ürsprünglichkeit, bezw. von dem höheren Alter der subjektlosen Aussage in einen gewaltigen Gegensatz zu der Wertung des Subjekt-Typus als „besseres" Indogermanisch. Diese Wertung bezieht ihre Begründung offenbar aus dem Erscheinungsbild des Subjekt-Typus als primären idg. Satzgefüges. In diesem Satzgefüge bildet anscheinend das Subjekt den Ausgangspunkt für den geistigen Aufbau des Satzes, die verbale Aussage gilt als eine Aussage über eine Handlung (natürlich in weitem binne) des Subjektes. Ganz gewiß ist es auch im neuzeitlichen idg. uenken so, daß die Bedeutung des Subjektes maßgeblich bestimmend für das Satzgefüge wird, daß der ganze Sinn des Satzes vom Subjekt ausgeht und abhängig ist. Wie aber ist es um die letzte geschichtliche liele dieses im neuzeitlichen Indogermanischen derart vorherrschenden geistigen Aufbaues der Satzaussage bestellt ? Wie ist es, wenn die

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Auffassung zutrifft, welche die unpersönliche Aussage für die ältere ansieht, wobei dann also die Innere Form des Satzbaues von der im Verbum ausgeprägten Stellungnahme bestimmt wäre ? Der geistige Aufbau des Satzes ginge in diesem Falle nicht vom Subjektsbegriffe aus und wäre auch nicht ausschließlich auf die Beziehung des Subjektes zum Prädikat ausgerichtet, sondern diese Beziehung wäre nur ein Sonderfall, zumindest jedenfalls eine zweitrangige Erscheinung innerhalb der reinen Aussage eines bloßen Geschehens.

Hier verbinden sich nun deutlich zwei Fragen: einerseits erscheint in Frage gestellt, welcher Typus als ursprünglicher anzusehen ist als etwa der andere, andererseits aber — zum Teil von der Beantwortung dieser ersten Frage abhängig, zum Teil aber doch auch unabhängig davon — erhebt sich die Frage, inwieweit die Frage des geschichtlichen Alters der beiden Typen als solche für deren Wertung entscheidend ist, inwiefern aber eine solche Wertung doch zugunsten des Subjekttypus angenommen werden könnte, selbst falls aus sprachgeschichtlichen Gründen etwa doch dessen sekundäre Entwicklung erwogen werden müßte.

Die sprachgeschichtliche Beurteilung muß gewiß das erste und nächste Anliegen einer weiteren Erwägung bilden. Dabei muß es nun vor allem darauf ankommen, die Aufmerksamkeit auf die gegenseitigen syntaktischen Beziehungen der Aussageglieder zu lenken und wenn möglich die vielleicht stattgehabten geschichtlichen Beziehungsverschiebungen zwischen den Satzgliedern zu erkennen. Wir gelangen nun also zu dem dritten, oben angedeuteten Punkt unserer Untersuchung, indem wir die zweigliedrige Aussage daraufhin betrachten, wie die Aussagebeziehung zwischen Nomen und Verbum beschaffen ist und ob man überhaupt eine einfache Einheitlichkeit des Subjekt-Typus annehmen kann. Da scheint nun eine eindringlichere Betrachtung zu zeigen, daß die anscheinend so einheitliche subjekt-bezogene Aussage der syntaktischen Untersuchung bedeutende innere Verschiedenheiten darbietet. Und zwar Verschiedenheiten, die sich zweifellos nicht in einer beschreibenden Analyse gewisser Bedeutungs-verschiedenheiten semasiologischer Art erschöpfen, sondern darüber hinaus Sinnverschiedenheiten verschiedener geschichtlicher Gliederungsschichten offenbaren.

Um eine rein erscheinungsmäßige Auflösung der gedanklichen und seelischen Beziehungen innerhalb des Aussagesatzes hat sich wiederholt M. regula bemüht, der IF. LII, S. 199, eine Skizze der verschiedenen „erfassungstheoretischen" Typen des Subjektes aufstellt, die er neuerlich in der Zeitschr. f. frz. Sprache LXI, 1937, S. 55f. er­örtert.  Man hat bisher den erfassungstheoretischen Standpunkt bei der logischen und psychologischen Analyse der einzelnen Satzglieder völlig vernachlässigt", meint regula. Auf die Bedeutsamkeit der Beziehungsverschiebungen zwischen den Satzgliedern hat grund-
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sätzlich auch H. ammann, IF XXIX, S. 23; Die menschliche Rede II, S. 111 u. Fn., hingewiesen.

Fragen wir nun, wie eine Gliederung der Subjekt-Frädikat-Be-Ziehungen in sprachgeschichtlicher Hinsicht vorzunehmen wäre, so ließen sich vielleicht die folgenden Typen von Aussagen unterscheiden, die in der Einförmigkeit des Subjekt-Prädikat-Satzbaues der neuzeitlichen indogermanischen Syntax mehr oder minder deutlich aufgegangen sein könnten, und die wir zunächst an und für sich vorführen möchten, um hernach die Möglichkeiten ihrer übergreifenden Deutung ins Auge zu fassen.

Typologische Übersicht über Erscheinungen des Subjekt-Synkretismus und der Hypostase innerhalb der Verbal-kategorie im Idg.

Syntaktischer Wechsel zwischen

1.

 

A.   Thema-Subjekt

(neuzeitlicher Typus)

„Tat"-Auffassung

„Synthetische Setzung"

„Personifizierung" (infolge der Kongruenz des Verbums mit dem Nomen)

Finites Verbum (ursprünglich oder durch die Kongruenz „verstecktes" Impersonale ?)

B.   Respektiv-Objekt

 (altertümlicher Typus)

„Empfindungs"-Auffassung

Hybride Gliederung

„absolute" Ereignis-Aussage (das Verbum ist nicht auf das No­men eingeschaltet)

Impersonale oder Medium (ursprünglich unflektiertes, weder nominales noch verbales Gebilde, bzw. Verbalabstraktum)

 

 

venit ursus (vgl. A. smith bei funke, Engl. Sprachphilos. 26); terra movit, maretur-bat (vibrat) — havers, Hb. d. erkl. Synt. SS. 94; 206 (zur Erkl. „Kürzebedürfnis" vgl. schon vaugelas zu frz. transit. sortir für faire s. u. ä. bei gougenheim, Et. sur les périphr. verbales, p. 317)

homo interficitur

*movit terram; vgl. F. v. Miklosich, Subjecti. Sätze, 35 ff. (vgl. ZfrzSpr. LVIII, l ff.). In den unter A anged. Ersch. liegt zumind. eine syntakt. Affinität zum Obj. vor, wenn nicht der vorliegende Typus überhaupt zugrunde (vgl. A. elter, bei havers, op. c. 94; 235)

 

*hominem interficitur; hirt, Urgerm. Synt., S. 48; vivitur vitam (Ennius)

 

 

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Ils furent nourris de viande

span. se les hartò de carne „sie wurden mit Fleisch gefüttert" — impers. refl. Medium + Akkus., s. gamillscheg, Neu-phil. Monschr. VII, 1936, 32; MEYER-LübkE, Rom. Gramm. (Synt.) III, §94; it. si prese l'armi, lo si loda („er wird gelobt", unpers.: egli si loda = pers.), qui si taglia capelli ,,hier werden Haare geschnitten" — vgl. reichenkron, Berl. Beitr. z. Roman. Phil. III, 1, 21; F. pfeipfer, Umschreib, d. Verbums, ... 59ff.; E. richter, ZRomPh. XXXIII, 137

es ritten drei Reiter ...

 

il arrive deux étrangers; Tobler, Verm. Beitr. 1,191; K. v. ettmayer, ZRomFh. 1921, XLI, 50; Analyt. Synt. d. frz. Spr. II, 869 Anm. (Resultatsobjekt); venne alquanti soldati — S. LYER, Casopis pro mod. Filol. XXI, 523.

Schema Pindarikón:

afrz. avecques li alla pacelles »mit ihm gingen junge Mädchen" (zumind. syntakt. Affinität zum Obliquus); Stölke, Hoops' Anglist. Forsch. 49, 75.

 

die Fliege summt, Fliegen summen

es summt von Fliegen; vgl. K. v. ettmayer, Analyt. Synt. 11,866; K. W. asbeck, Berl. Beitr. z. Rom. Phil. V, 2, 23; G. neckel, IF. XXI; L. L. hammerich, A grammat. miscell. off. to O. Jespersen, ... 1930, etwa 107L; M. regula, ZfrzSpr. LXI, 56

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das Boot treibt stromabwärts (vgl. das Schiff geht unter, hibt, op.c. 48)

ich friere, dürste, hungere

es trieb das Schiff (= Akk.) vor dem Wind; G. neckel, IF. XXI, 188 — Edda-Kommentar XXI 11 f.

mich friert; vgl. bes. H. amman n, Husserlfestschrift 1929, etwa S. 20.

2. 

A.   Resultats-Objekt

B. Instrumental-Prädikativ

a) (Syntaktische Affinität des Objekts, bzw. Instrumentals zum Subjekt)

(es regnet)

(Regen regnet; hammerich. a. a. 0. 302, vgl. miklosich, op. c. 24)

es regnet Steine; pluit petras; sanguinem pluvit (Liv. XL, 19, 2); winkler, Zfrz. Spr. LIV, 478; gamillscheg, ZfrzSpr. LVI.396; K.W.ASBECK., Berl. Beitr. V, 2, 12; es weht einen angenehmen Wind, miklosich, op. c. 32

got. rignida swibia; brugmann, KvgIGr. § 546,3; pluit sanguine, lacte, lapidibus (Liv.), regula, ZfrzSpr. LXI, 56

b) (Übergang des Objekts, bzw. Instrumentals zur Subjektsgeltung)

lapides pluere (Liv.), „wo lapides auch als Subjekt gefaßt werden kann", regula, ZfrzSpr. LXI, 56 — (der Blitz schlägt ein = der entspr. nominativ. Typus, humboldt, Einl. z. Kawi-Werk. W.VII/1, 214).

  

gromom ubilo Richmana; E. schwyzer. IF. 47, 226; G. neckel, IF. 21, 186; neckel, AfdA. 1933, 173 (zu havers, Handb., § 86), für die Ursprünglichkeit des Impersonale (- zum fühlbaren Gravitieren des Instr. nach der Subjektstelle IF. 21, 185).

 

Ehe wir zur Deutung der vorstehenden Übersicht übergehen, seien zu der noch ein paar allgemeinere Bemerkungen gestattet. So zu der obigen  Scheidung der Objekte, die mit der Frage der Rektion zusammenhängt. Mit Recht beobachtet P. R. sanftleben in der Z. f. neuspr. Unterr. 35, 1936, H. 3 (Vom Wesen des Objekts), die Kausalität sei ein unterscheidendes Merkmal des Objekts gegenüber der Adverbialbestimmung, wie er denn auch die Bedeutsamkeit
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des Objekts für die Kasusrektion erkennt; dafür und für die Folgerungen bezüglich der Erkenntnis von Transitivität und Intransitivität vgl. bes. auch hammerich, a.a.O.; ferner A. meillet, Intr. ä l'6t. comp. des langues indo-europ., p. 163; dazu damourette-pichon, Essai de Gramm, de la langue francaise, Bd. III, § 872, Anm. 2; ferner S. W. F. margadant, Transitiv und Intransitiv, IF. L, 121 f.; auch schon brugmann, Kurze vergl. Gramm., S. 492. Von hier au» ist die Innere Form von Aktiv wie von Passiv zu begreifen, wie denn hirt a.a.O. im Zusammenhang von verbalem Genus und Kasus-rektion nebeneinanderstellt der Mann schlägt —das Schiff geht unter. Es ist wohl tatsächlich — wie hirt meint — wesentlich belanglos, zwischen Resultats- und Respektivobjekt zu unterscheiden; so könnte das von ettmayer als Resultatsobjekt angesprochene Bsp., der Typus il arrive deux étrangers, venne alquanti soldati u. ä., auch unter 2. stehen, das miklosich sehe es weht einen angenehmen Wind auch unter 1. Die Unterscheidung wurde dennoch fest­gehalten, um die andererseits fühlbare evolutive Bedeutung des Resultatsobjekts — die allerdings rein semasiologischer Art sein dürfte — mit dem Instrumental in entsprechende Beziehung zu setzen. Das grundsätzlich Bedeutsame ist aber allein die innere Natur des Verbums und die Frage der syntaktischen oder kategorialen Affinität zwischen der impersonalen und der persönlichen Aussage, die Frage ihrer versteckten Verwandtschaft. Der Ausdruck ,,verstecktes" Impersonale ist von W. v. humboldt geprägt worden, allerdings für einen ganz bestimmten Fall (nämlich für das Passivum im Dänischen, Über Sprachverwandtschaft, Werke VII/2, S. 632).

Zu der syntaktischen Affinität zwischen etwa dem frz. il arrive deax etrangers „es kommen zwei Fremde (an)" und etwa dem Typus des Schema Pindarikön ist es recht fesselnd, etwa delbrücks Ansicht mit der von miklosich zu vergleichen. delbrück spricht sich gegen die Annahme eines ursprünglichen Akkusativs aus etwa bei es gibt und den idg. Entsprechungen des Typus, vgl. Grundriß V, S. 27, auch S. 233/34. miklosich (op. c. SS. 38; 58; 61) unterscheidet sich wesentlich von delbrück. Während dieser Fälle wie dar näch gienc . . . vier cläre juncfrouwen im Sinne der damals herrschenden Assoziations-psychologie zerlegt, geht miklosich eindeutig der Möglichkeit einer wirklich einheitlichen akkusativischen Fügung auf die Spur. An den genannten Stellen ringt miklosich mit der Beurteilung des Problems für das Altfranzösische; während er sonst leichter ein Akkusativ-objekt anzuerkennen geneigt ist, scheint er sich für Fälle wie il se trouve des royaumes doch eher zu einer Auffassung hinzuneigen, wie sie delbrück durchweg annimmt, wie sie aber fürs Afrz. besonders tobler umschrieb, der Verm. Beitr. I, 240f. (Fn. 2) den hier entscheidenden Punkt berührt, indem er das Kasuaproblem aufwirft, das nun freilich für das Galloromanische ganz besonders gelagert
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ist. Wenn nun neuerdings auch reichenkron in seiner angeführten Untersuchung über die Genera verbiim Romanischen neben Beispielen aus allen romanischen Sprachen keine französischen für unpersönliches Medium + Objekt beibringt, dann liegt es auf der Hand, daß hier ein Problem gestellt ist. Es ist wohl kaum anzunehmen, daß etwa das Französische, bzw. Galloromanische diese Erscheinung überhaupt nicht aufzuweisen hat (— weshalb sollte dies der Fall sein ? —), so daß mir bloß die Vermutung zu erübrigen scheint, daß diese Erscheinung hier durch die besonderen Verhältnisse des galloromanischen Zweikasussystems verdeckt wird. Bezeichnend ist, daß der Altmeister der französischen Syntax, tobler, bloß andeutungsweise auf die Kasusfrage eingeht, die endgültige Erörterung a.a.O. indes hinausschiebt, ohne jedoch m. W. je auf sie zurückgekommen zu sein.

Eine letzte Bemerkung zu der vorstehenden Übersicht sei der Frage des an letzter Stelle angeführten Beispieltypus gewidmet, gromom ubilo Richmana. schwyzer u. a. sprechen von der Altertümlichkeit des Typus. Gegen diese spricht sich neuerdings überraschenderweise E. hofmann, Z. f. vgl. Sprachforschung 61, 1934, 209ff. (220!) aus. Freilich bleibt die Frage nebensächlich für die Innerrussischen stilistischen Ergebnisse hofmanns, weshalb hier auf ein näheres Eingehen darauf verzichtet sei.

Kehren wir nunmehr zu unserer Kernfrage zurück, so bietet sich eine Erklärung für das mannigfache Hin- und Herüber von syntaktisch verschiedenen und doch verwandten Fügungen, wenn man eine Äußerung A. debrunners gegenüber rita schlaffer (Die Ausdrucke für man im Italienischen) erwägt. debrunner meint, es bestehe kein Bedeutungsunterschied zwischen ich friere und mich friert für das moderne Sprachgefühl. Das ist zutreffend und unrichtig, je nach der Blickrichtung der Aufmerksamkeit. Zutreffend insofern, als beispielsweise der Bedeutungsunterschied zwischen Fügungen wie Blitze (= Nominativ) erschlugen R. und gromom ubilo R. mit dem Instrumental) für den Mitteilungszweck in der Tat belanglos genug ist, um mit der Zeit eine ausgesprochene Affinität, wenn nicht gar eine kategoriale Hypostase, zwischen der ursprünglich adverbalen Umstandbestimmung und der Subjeksstelle zu bewirken. Für Sprachgefühl für die seelischen Werte der sprachlichen Gebilde als geistiger Prägungen aber bleibt der Bedeutungsunterschied doch wohl bestehen. Das Problem hat immerhin zwei Seiten : eine  semasiologische, die Frage nach der Gegenständlichkeit, nach der Stofflichkeit des von der Bedeutungsleistung Gemeinten, vgl. außer dem oben aus Humboldt Angefürten noch E. Winkler, Sprachtheoretische Studien, S. 44 — und eine syntaktische : vgl. Brugmann, Kurze vergleichende Grammatik, § 865. Unter 1. sagt Brugmann bei den Impersonalien der Affektion des Leibes und der Seele,
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daß die betroffene Person nach der Analogie des Objekts bei objektivischen Verben behandelt wurde. Das Sprachgefühl dürfte denn auch in verschiedenen Sprachen die Verschiedenheit mehr oder minder lebendig empfinden, wie denn gamillscheg a.a.O. das Medium im Spanischen einleuchtend völkerpsychologisch ausgedeutet hat. H. ammann (HussERL-Festschrift 1929, S. 20) hat den ^Geltungsbereich" dieses impersonalen Typus folgendermaßen umschrieben: „Wenn irgendwo, müssen wir hier den Zugang haben zum rein subjektslosen Ausdruck älterer Sprachstufen und anderer indogermanischer und nichtindogermanischer Sprachen. Das Frieren ist nicht eine Aktion eines wirkenden Es (wie Es schüttelt mich), es fehlt jeder Gedanke an eine wirkende Ursache, und demgemäß fehlt dem Verbum auch eine eigentlich aktive Dynamik. Es bringt, wie man es auch ansehen mag, immer nur den Zustand des Subjekts zum Ausdruck oder allenfalls ein zuständlich erlebtes Geschehen am Subjekt, ein Einströmen der Kälte in sein Inneres (vgl. Mich friert bis ins Mark), wobei aber das Einströmende nicht vom Einströmen irgendwie abgehoben wird. Und ebenso drückt Mich hungert, Mich dürstet nur ein zuständlich erlebtes Affiziertwerden aus, wobei der nagende Hunger und das Nagen des Hungers, der brennende Durst und das Brennen des Durstes nicht voneinander geschieden werden. Ich möchte annehmen, daß dies der ältesten Bedeutung der indogermanischen Verbalformen dritter Person entspricht." Damit sind wir wieder bei den Ursprungserwägungen angelangt und bei der Frage, von welchem Aussagetypus als dem ursprünglichen auszu-gehen ist und inwiefern solche Ursprünglichkeit und das sich aus ihr ergebende Gegenseitigkeitsverhältnis der beiden Typen belangvoll zu werden vermag als geschichtliche Ausprägung und geistige Erschei-nungsweise eines bestimmten menschlichen Geisteslebens.

In der vorstehenden Übersicht ist versucht worden, einzelne Er-scheinungstypen der indogermanischen Aussage herauszustellen und sie miteinander in eine bestimmte Beziehung zu setzen. Diejenigen Erscheinungen, die sich sprachpsychologisch mehr oder minder deutlich als „Empfindungstypus" kennzeichnen ließen, erscheinen zweifellos im allgemeinen als altertümlicher, als archaischer gegenüber den Erscheinungen des „Tat-Typus", welche sich nur in der grammatischen Form von den Empfindungs-Aussagen unterscheiden.

Die Frage nach dem Verhältnis der Sachgemäßheit der beiden Typen erweist sich ohne weiteres als wesenlos. Wenn bekanntlich kants Zeitgenosse lichtenberg meinte, daß man logischerweise eher sagen müßte, es denkt in mir als ich denke, so handelt es sich dabei nur um eine scharfsinnige Hervortreibung jener Stimmungswerte, die emil winkler die 'etymischen' Werte der sprachlichen Gebilde nennt. Aber gerade diese geistreiche Zuordnung zeigt ja, daß
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die sprachliche Wirklichkeit eben nicht die schlicht sachgemäße ist. Dies ändert freilich nichts daran, daß die Aufsuchung einer geistig-seelischen Einstellung, die jeweils einer verschiedenen menschlichen „Wirklichkeit" gemäß der inneren Verschiedenheit der sprachlichen Zeichen entspricht, für die sprachwissenschaftliche Erkenntnis geradezu denknotwendig erscheint.

Da gilt es zunächst, diese eigentümliche und jeweils besondere Art geistiger Stellungnahme und seelischer Einstellung nochmals recht eindringlich zu erfassen, soweit es der sprachwissenschaftlichen Beschreibung gelingen mag. Für das Denkverfahren der neuzeitlichen indogermanischen Sprachen ist das wesentliche Merkmal des Satz-baues gewiß dies, daß die zwei Glieder des Subjekts und des Prädikats so gut wie unmittelbar aufeinander abgestellte und einander bedingende Typen geistiger Tätigungen darstellen. Das Zusammenwirken dieser Denktätigungen können wir mit humboldt als einen Akt des synthetischen Setzens bezeichnen. In der Einleitung zum Kawi-Werk (Werke VII/1, S. 214) schreibt humboldt: „Durch einen und denselben synthetischen Akt knüpft er durch das Sein das Prädikat mit dem Subjekt zusammen, allein so, daß das Sein, welches mit einem energischen Prädikat in ein Handeln übergeht, dem Subjekt selbst beigelegt, also das bloß als verknüpfbar Gedachte zum Vorhandenen oder Vorgange in der Wirklichkeit wird. Man denkt nicht bloß den einschlagenden Blitz, sondern der Blitz ist es selbst, der herniederfährt ... Der Gedanke, wenn man sich so sinnlich ausdrucken könnte, verläßt durch das Verbum seine innere Wohnstätte und tritt in die Wirklichkeit über."

So spricht vieles für die Darstellung des Unterschiedes, die miklosich (wie oben, S. 26) für Impersonale und persönliche Aussageweise gegeben hat: „Der Unterschied beruht darauf, daß im subjektlosen Satz das Prädikat durch das Subjekt beschränkt, nur in Beziehung auf das Subjekt ausgesagt wird." Versucht man die sprachgeschichtlichen Ursachen für diesen Unterschied zu erkennen, so könnte man die oben versuchte Gegenüberstellung von Typen in der Weise verstehen, daß man sich beispielsweise vorstellte, diese enge Beziehung auf das Subjekt hätte das Verbum immer mehr in seiner Eigenständigkeit, in seinem geistigen Eigenleben eingeschränkt, indem dieser Akt der synthetischen Setzung im Lauf der Entwicklung und im Zusammenhang vor allem mit der immer rationaleren Herausbildung des Denkens immer mehr vom Subjekt-Denken beherrscht worden wäre, so daß er schließlich durch dieses bestimmt zu sein und nur seinetwillen zu erfolgen scheint.

Was für diese Auffassung spricht, daß also aus rein sprachgeschichtlichen Erwägungen eine Herausbildung des Subjekt-Typus aus dem impersonalen vermutet werden könnte, das sind weitere sprachgeschichtliche Wahrscheinlichkeiten und Tatsachen. So eben
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die Hypostasierung des impersonalen Aussagens in den Formen- und Typenzusammenhang des finiten Verbums, die das „unpersönliche" Verbum in der grammatischen Form der persönlichen Verbalaussage ergibt. Neben anderen Erwägungen spräche für eine solche Auffassung wohl auch der Vergleich mit dem altertümlichen Bau der slawischen Sprachen. So können wir etwa an das von humboldt gewählte Beispiel anknüpfen: füllen wir das „Handlungs"- oder „Tat"-Schema des Satzes der Blitz schlägt ein etwa aus zur Form der Blitz erschlug N. N., so läßt sich die „Synthese" der aussagenden Setzung wohl kaum enger denken. In der Tat scheint das Subjekt gewisser-maßen das Gesetz des Handelns in dem Satze zu bestimmen. Und diese enge Beziehung, ja diese Bindung von Subjekt und Prädikat läßt es begreiflich erscheinen, wenn in ähnlichen Fällen geradezu von „Personifizierung" gesprochen wird. Davon kann keine Rede sein, wenn wir den gleichfalls oben bereits angeführten russ. Typus gromom ubilo Richmana danebenhalten. Das Schicksal des bei einem Wetterversuch verunglückten Petersburger Professors wird in dem russischen Satz in einer anderen inneren Gliederung und Auffassung dargestellt, nicht in der uns geläufigen Handlungsauffassung, sondern in einer schichtenhaft, hybrid, wirkenden Aussageform, die eben deshalb als ursprünglicher anmutet. Im Russischen liegt keine zur Personifizierung (des Handlungsträgers) gediehene „Synthese" vor und infolge mangelnder grammatisch gekennzeichneter Schaltung zum Handlungsträger auch keine Suggestion einer ,,Handlung" im Sinne des deutschen Satzes. In diesem wirkt die Setzung des Subjekts (des Handlungsträgers) im Nominativ und die Engschaltung dieses Handlungstlägers mit dem aussagenden Verbum dagegen unzweifelhaft so „sinnlich" anthropomorph, wie es humboldt glücklich ausgedrückt hat. Diesem Sprachverhalt stehen im Russischen zwei innerlich eigenständige und eigenlebige Aussagegedanken gegenüber, indem das nominale Glied zu dem hier beherrschenden verbalen als bloße Be-stimmungsangabe hinzutritt.

So sehen wir uns bei der Betrachtung der erscheinungsmäßigen Ursachen der übergreifenden Wirkungen des Sprachbaues einerseits als Tat-, andererseits als Empfindungstypus auf die syntaktisch mar­kierten Gegebenheiten der grammatischen Form verwiesen. In den neuzeitlichen idg. Sprachen erscheint das Verbum ganz weitgehend tatsächlich nur als formendes Mittel der Aussagegestaltung, als mehr oder minder notwendiger, aber doch sinnabhängiger und sinnbedingter Begleiter des die Satzgestaltung beherrschend bestimmenden Subjektgedankens. Der Gestaltgedanke des Impersonale scheint im Gegensatz dazu darin begründet, daß das Geschehen als Empfindung dargestellt wird, daß zumindest der Vorgangsträger nicht als handelnd erscheint, sondern als etwas dem Bannkreis des Geschehens Unter­worfenes bzw. als von ihm Betroffenes oder vielleicht auch Ausstrata-
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lendes. jedenfalls nicht als Bewirkendes, sondern als Bewirktes. Die persönliche Aussage stellt das Geschehen als gegenstandsgebunden dar, für diese Auffassung des Sprachgeistes bilden die Erscheinungen der äußern und innem Welt die handelnden und wirkenden Voraussetzungen des Geschehens. Die schlichten sprachlichgedanklichen Mittel der syntaktischen Sinnkennzeichnung, die grammatischen Formen, entwickeln also eine unabweisliche weltbildgestaltende Vorstellungsgewalt. Freilich erweisen sie sich darin nur als geistiger Niederschlag eines über sie hinausweisenden übergreifenden Weltbildes. (Vgl. auch noch die Literatur bei havers, Handb. d. erkl. Syntax. S. 104f.; Haversens Impersonalientheorie — vgl. Wörter und Sachen, Bd. XI, etwa S. 87 — setzt freilich umgekehrt das Wirklichkeits-Substrat des Subjekts auch für den Instrumental, auch für das Impersonale voraus — eine Annahme, die a.a.O. auch von neckel bezweifelt wird.)

Wenn bühler in aeiner „Sprachtheorie" neuerdings eine Im-personalienauffassung entwickelt, die davon ausgeht, daß das Impersonale andere syntaktische und denkpsychologische ,,Erfüllung8-bestimmungen" fordere als das Verbum finitum, so ist das eine Beschreibung der sprachlichen Gegebenheiten, die der von uns angesetzten Grundauffassung durchaus entspricht, welche ja so viele Vorganger zu haben scheint. Wenn buhler sagt, das Impersonale werde nicht (wie das Handlungs-Schema der idg. Sprachen) von den Begriffen „Wer—Wen" bestimmt, sondern von den Erfüllungsbestim-mungen des „Wann—Wo", so bildet das eine neuerliche Umschreibung des Wesensmerkmals des Ereigniswortes, der Ereignisaussage. Und daß gerade das Formalsubjekt „Es" als (sekundärer) Ausdruck des Ereignishaften zu betrachten sein dürfte ist eine öfter belegte Ansicht. So erklärt H. ammann (Die menschl. Rede, S. 112) Es als Rest einer Situationsbezogenheit und th. kalepky (Neuaufbau der Grammatik, S. 63) findet Es „zunächst überall, wo sich das Tragerverhältnis ohne weiteres durch ein lokales ersetzen läßt."

Nur so dürfte es freilich wohl kaum sein, daß man bühler dahin folgen dürfte, in diesen verschiedenen Erfüllungsbeßtimmungen der beiden Typen deren Erklärung vorfinden zu wollen. Denn diese Erkenntniss stellt bloß eine zutreffende Beschreibung des sprachlichen Sachverhaltes als solchen dar und bildet daher erst recht wieder die Voraussetzung, die Frage nach der menschheits- und geistesgeschichtlichen Herkunft die typologischen Verschiedenheit aufzuwerfen.

Die weittragendste weltanschauliche Deutung des Impersonale hat bisher wohl zweifellos H. AMMANN (Die Menschliche Rede, S. 121) gegeben. AMMANN deutet die Grundhaltung des menschlichen Geistes in der      imersonalen Aussage als Mit-Regung und sucht die Ausgestaltung des von uns hier als „Tat"-Typus bezeichneten Satzbaues aus dem nordischen Wesen heraus zu begreifen.

Nun ist es eine oft vertretene Beobachtung, daß sprachlichem
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Ausdruck ein ursprünglicher ekstatischer Gehalt innewohne, dessen die Ausbildung der Sprache zum begrifflich ausgebauten Verständi-gungswerkzeug immer mehr verlustig geht. Versuchen wir also die Impersonalia als Vertreter eines indogermanischen Empfindungstypus anzusprechen, so entspricht dies im Grunde auch der ammann sehen „Mit-Regung". Und auch nach steinthal besitzen die Impersonalia eine sinnliche, plastische Kraft, für welche die Sprachen allmählich das Verständnis verlieren.

Schon V. christian hat den überaus anregungsreichen Versuch gemacht, die Grundtypologie fincks in einem übergreifenden Zusammenhang anderen Äußerungen des menschlichen Geisteslebens — der Religion, Kunst, Gesellschaftsäußerungen usw. — zuzuordnen, in seiner Studie „Sprach-und Kulturpsychologisches" (Festschrift P.W. schmidt, Anthropos-Administration, St. Gabriel-Mödling bei Wien, S. 193 ff.). Er erkennt in fincks (und schuchardts, Possessivisch und Passivisch, Sitzber. d. preuß. Akad. d. Wiss. 1921, S. 651 ff.) Hauptformen ,,die Grundtypen der Sprache", die in den anderen Aus-drucksformen menschlicher Kultur wiederbegegnen (a.a.O., S. 194 f.). „Der reizadäquate Geistestypus führt… dazu, alle Wahrnehmungen in Handlungen umzusetzen, neigt daher auch dazu, alles als Handlung zu sehen. Der reizinadäquate Typus setzt in viel geringerem Maße Reize in motorische Reflexe um, sieht also die Vorgänge hauptsächlich als Zustände, in die der Wahrnehmende durch die Reize versetzt wird."

In einer neueren Arbeit zur Psychologie des sprachlichen Bedeu­tungswandels von armin bachmahn lesen wir eine gleichfalls in un­seren Zusammenhang weisende Darlegung, die in manchem mit der von christian entwickelten Auffassungsweise übereinstimmt: „Beim Ausdruck von geistigen Vorgängen muß man beachten, daß motorisches Erleben geistiges Tun auch auf höherer Stufe durchsetzt. Bei sozialpsychologischer Betrachtungsweise wird man diese Übertragung nicht objektiv als „Bilder", bzw. bildlichen Ausdruck auffassen, die sprachlichen Ausdrücke für geistige Vorgänge haben sich erst aus einem undifferenziert körperhaften Erleben herausgegliedert. Daß ein sprachlicher Ausdruck für totalkörperliche taktilmotorische Erlebenskomplexe von allen Sprachgenossen als stimmig für einen bestimmten geistigen Vorgang erlebt wurde, steht letzlich im Zusammenhang mit der allgemeinen Entwicklung des Geistigen aus ursprünglich mehr kom-plextaktil-motorischem Erleben."

Das sind allgemeine Erkenntnisse, die sich in manchem ergänzen und in entsprechende Beziehung bringen ließen. Aber reinpsychologische Erwägungen und Beobachtungen werden jedenfalls zu eng sein, um eine sinnvolle Deutung derartiger geistiger Verhaltenstypen, deren Niederschlag uns in den beiden indogermanischen Aussageweisen zu begegnen scheint, zu versuchen. Hierzu gilt es die Ganzheiten mensch-
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liehen Verhaltens in Betracht zu ziehen. Auf eine derartige höhere Ebene des Geisteslebens führt uns etwa die Begriffswelt der philosophischen Anthropologie, etwa der Marburger Schule, über deren Forschungen ernst otto in der Prager Zeitschrift „Hochschulwissen" 1931, H. 6, berichtet. Es ist im Hinblick auf die eben angeführten Darlegungen bemerkenswert, hier etwa zu lesen: „Das Weiterleben des Integrierten ist kosmisch; zwischen der Innen- und Außenwelt besteht ein inniges Kohärenzverhältnis…" Das wäre eine Kennzeichnung, die recht wohl für das Weltbild des Impersonale stimmen wurde. Doch ist noch anderes zu erwägen.

ammann hat seine Deutung des idg. Aussagewertes mit dem weiblichen, die Ausbildung des Tat-Typus mit dem männlichen Prinzip in Zusammenhang gebracht. Für eine kultur- und Völker-psychologische Betrachtung stellt sich da die Frage, wie man dem weiblichen Prinzip bei der Mit-Regung als geistiger Ausgliederung gerecht zu werden hätte? Gälte es etwa, das Ewig-Weibliche zu suchen, indem man zu den 'Müttern' hinabstiege, um sich gar in m ut t er rechtliche Voraussetzungen zu verlieren ? Dies dürfte nun weder gemeint, noch vonnöten oder von Nutzen sein. Denn wie E. otto a.a.O. sagt, gilt das Verhältnis etwa zwischen organischer und unorganischer Grundhaltung auch für „das Verhältnis älterer und jüngerer Kulturen, der verschiedenen Rassen, auch der Weltanschauungen (Katholiken — Protestanten), der beiden Geschlechter sowie verschiedener Individualitäten."

Dieser weite Rahmen typologischer Deutungsmöglichkeiten verengt sich ersichtlich für unsere Fragenstellung, die es höchstens mit dem Verhältnis zwischen verschiedenen Rassen und zwischen verschiedenem Alter, bzw. einer Verbindung von beidem zu tun haben kann. ho können wir zusammenfassend fragen: Bedeutet die Verschiedenheit der Sprachgesinnung im Bereich der Aussage einen irgendwie im Menschheitsgeschehen bedingten geschichtlichen oder vorgeschichtichen Bruch in der Einheit indogermanischen Denkens und Geisteslebens oder aber ist in dieser Verschiedenheit eine Brücke zwischen früherer und späterer Haltung eines und desselben Menschentum zu erkennen?

Hans F.K. Günther hat im Anhang seiner „Rassenkunde des deutschen Volkes" (Lehman, München, 1933, S. 504) die denknotwendige Aufgabe umrissen, in den indogermanischen Sprachen Antworten auf Schicksalsfragen zu erkennen, aus deren gemeinsamem Geist der zugrundeliegende (nord)rassische Sprachgeist klar zu erkennen sein müsse. Wie nun wäre also die Verschiedenheit der Sprachgesinnung innerhalb der idg. Aussage als rassenbedingte Antwort indogermanischen Geistes auf seine Schicksalsfragen zu beurteilen ?

Die Annahme des weiblichen Prinzips als Voraussetzung jener
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von ammamn erwogenen Grundhaltung der Mit-Regung vermögen wir nicht mitzumachen. Dürfen wir an der Möglichkeit einer Heraus-gliederung des Tat- aus dem Empfindungstypus innerhalb des Indogermanischen festhalten, dann könnten wir — so sehr wir uns bewußt sind, hier an der äußersten Grenze unserer Fragenstellung und Beantwortungsmöglichkeiten angelangt zu sein — wohl sagen, daß die Innere Form, die ursprüngliche Weltanschauung der idg. Aussage in einem anderen Sinne noch faustisch anmute als im Sinne jenes Goethe-Wortes, Im Anfang war die Tat, das wohl für die neuzeitliche Grund-haltung des idg. Verbums gelten kann. Scheint sich doch in der Inneren Form des Empfindungswortes — als Grundform der idg. Aussage überhaupt — eine ähnliche Elementargesinnung zu offen-baren, wie sie der ,,ekstatische" Faust in Wald und Höhle erlebt und wie sie dereinst in harmonischer Hochstilisierung goethes Euphorion als Mitsinn jedem Herzenstrieb erfassen sollte. So gesehen, weiat die Innere Form der indogermanischen Aussage auf noch Ur-sprünglicheres hin, auf eine mythische Geisteshaltung, die sich letzten Endes mit dem nordischen Naturmythus des alldurchdringenden und naturdurchwaltenden Gottes Odin zusammensehen läßt. Im gleichen Geiste wie dieser Mythus könnte der Sprachgeist nordrassischen Men-schentums schöpferisch sich in der Inneren Form des idg. Aussage-Wortes mitgeteilt haben, in einer mythischen Bindung dieses Mitteilens noch an ursprüngliches Natur- und Blutgemeinschaftsgefühl selbst.

Im Wesen würde sich daran nichts ändern, wenn man versucht wäre, die Spannung des geistigen Verhaltens in der idg. Aussage jener gewaltigen Gezweiung und schöpferischen Spannung zuzuordnen, welche die indogermanisch-germanische Geistesgeschichte zu durchdringen scheint und deren geistesgeschichtliche Deutung H. glockner jüngst in günterts Ursprungstheorie (1934) erstmalig anthropologisch begründet findet (Zeitschr. f. deutsche Kulturphilosophie 1,1935, S. 14ff.). Doch dies können vorerst nur kühne Erwägungen und Vermutungen sein. In der Richtung auf derartige Ziele letzter Deutung aber wird sich eine Sprachbetrachlung immer grundsätzlicher bewegen, die in den Urbedingungen menschlichen Geistesverhaltens den Sinn der Geschichte und im Menschen das Maß aller Dinge erkennt.