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Centre de recherches en histoire et épistémologie comparée de la linguistique d'Europe centrale et orientale (CRECLECO) / Université de Lausanne // Научно-исследовательский центр по истории и сравнительной эпистемологии языкознания центральной и восточной Европы

-- R. Jakobson : «N.Ja. Marr – Nekrolog», Slavische Rundschau, n° 7, 1935, S. 135-136.

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        Nikolai Jakovlevič Marr, hervorragender Forscher der Sprachen und des Schrifttums des Südkaukasus, ist Ende Dezember in Leningrad gestorben. 1864 als Sohn eines Schotten und einer Georgierin geboren, verlebte er seine Kindheit im Kaukasus und beherrschte vollkommen die georgische Sprache. Er absolvierte die orientalische Fakultät der Petersburger Universität, seit 1894 war er Dozent und seit 1900 Professor der armenischen und georgischen Literatur, seit 1912 war er ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Seine wichtigsten Arbeiten behandeln die georgische und armenische ältere Literatur sowie geistige und materielle Kultur, ferner verschiedene kaukasische Sprachen. Zu nennen sind: Materialien zur Geschichte der mittelalterlichen armenischen Literatur, Agiographische Materialien aus georgischen Handschriften, Altgeorgische Odenschreiber, Grammatik der altarmenischen Sprache, Die Taufe der Armenier, Georgier und Abchasier durch den hl. Gregor, Ausgrabungen und Arbeiten in Ani, Anfangs- und Schluß-strophen des „Recken im Pantherfell" von Šota Rustavelli, Grammatik der čanischen Sprache, Altgeorgisches Wörterbuch, Die georgische Dichtung „Der Recke im Pantherfell" und das neue kulturhistorische Problem, Die völkische Zusammensetzung der Bevölkerung des Kaukasus, Grammatik der altgeorgischen Schriftsprache, Händbuch zur Erlernung der lebendigen georgischen Sprache, Abchasisch-russisches Wörterbuch; Wesentlich fragwürdiger sind seine Forschungen, die darauf abzielen, eine Verwandtschaft der georgischen Sprachwelt mit der nordkaukasischen, baskischen, etruskischen und namentlich mit der semitischen und čuvašischen festzustellen. An diesen Konzeptionen, die der sog. japhetischen Theorie Marrs zugrunde liegen, sind nicht so sehr die konkreten Errungenschaften von deutung, als seine nungen an die Linguisten der Sprachmischung und der vorindogermanischen Elemente in der europäischen und benachbarten Sprachwelt zu beachten. Die Zusamenfassung der grundlegenden Untersuchungen Marrs auf diesem Gebiete findet sich in der Broschüre Der japhetische Kaukasus und
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das dritte ethnische Element im Bildungsprozeß der mittelländischen Kultur
, die 1923 auch in deutscher Übersetzung erschien. Am fragwürdigsten sowohl den Methoden wie den Schlußfolgerungen nach sind Marrs Arbeiten auf dem Gebiete der allgemeinen Sprachwissenschaft, der Glottogonie und der Paläontologie der Sprache, der historischen Bedeutungslehre, der Grundsätze der Sprachgeschichte und seine Untersuchungen über die Verbindung der Sprache mit der materiellen Kultur, dem Denken und der Schrift. Diese Fragestellungen, die ihm leidenschaftliche Junger und fanatische Schrittmacher zuführten, aber auch gelehrte Gegner entgegenstellten, haben in einer Reihe zusammenfassender Bücher und Broschüren des Verstorbenen selbst und seiner Anhänger Ausdruck gefunden. Neben seiner unermüdlichen Forscherarbeit entfaltete Marr eine rege organisatorische Tätigkeit, deren wichtigste Ergebnisse die Entwicklung der Kaukasusforechung sowie die Gründung der Akademie für Geschichte der materiellen Kultur und des Institutes für Japhetidologische Sprachenforschung waren.   Rn